Digitalisierung – Automatisierung

Was sind das eigentlich für Menschen, denen wir all die Algorithmen zu verdanken haben? Was eigentlich ist die Grundlage der Digitalisierung? Manchmal kommt es mir so vor, als würden sich die ganzen Zahlenreihen selbst bedingen und aus sich selbst hervorgehen. Als könnten wir nichts aufhalten. Wir müssen uns ergeben. Spiele entstehen und Animationen wachsen, weil die Technologie Fortschritte macht, die Server stets mehr leisten und die Chips immer kleiner werden. Oder stecken dahinter wahre Menschen, die es ernsthaft als Geschäft betreiben? Und das, zum Leidwesen der einfachen Menschen, die demnächst nicht mehr gebraucht werden, weil ihre Arbeitskraft ersetzlich ist. Ersetzt durch Roboter und Maschinen. So weiß die Maschine viel besser als der Bauer, wann die günstigsten Temperaturen und klimatischen Voraussetzungen herrschen, wie der Boden vorbereitet und in welcher Tiefe und Dichte das Saatkorn eingearbeitet werden muss, damit optimale Bedingungen herrschen für das Pflanzenwachstum. Die Technik leistet Düngung und Pflege, kontrolliert und sorgt für den erforderlichen Pflanzenschutz. Dann braucht es die günstigen Erntehelferinnen und Helfer nicht mehr, die aus dem Maghreb oder aus Polen kommen, die Hühnerfarmen kommen ohne Personal aus und in Kürze werden auch die Pflegeheime ohne unterbezahltes Personal auskommen. Dann wird es keinen Versorgungsnotstand mehr geben, sondern nur noch arbeitslose unterqualifizierte Arbeiterinnen und Arbeiter. Aber auch im Handwerk wird es keinen Fachkräftenotstand mehr geben. Die Heizungsinstallateure und Dachdecker sind so ersetzbar wie die Notare und Rechtsberaterinnen. Die Steuererklärung macht sich ganz von alleine und sogar die Erstattung eines Fahrscheines wegen Verspätung der deutschen Bahn kann ich in Kürze einfach einem intelligenten digitalen Helfer übergeben.  Autos entstehen in vollmechanisierten Werkstätten. Die Werkstätten wurden von Robotern gebaut. Die Waren werden von selbst gesteuerten Drohnen verteilt und intelligente Netzwerke liefern dafür die notwendige Energie – frei von Emissionen. Alles klimaneutral.

Aber wer programmiert denn all diese Maschinen, woher kommen denn die Spiele, wo entsteht der Prototyp eines denkenden Kühlschrankes und wer zeugt die Drohne, die unsere Postbotin ersetzen soll? Und warum lassen wir das zu? Wer profitiert denn davon und wessen Wünsche gehen dabei in Erfüllung? Was ist die Strategie dahinter, die Vision, die Hoffnung, der Trieb? Welch enormes Potential an Fähigkeiten und an Kreativität wird verwendet für die Schöpfung von Systemen, vor denen sich andere maßlos fürchten? Und warum fürchten wir uns? Weil unsere Arbeitsplätze gefährdet sind, weil wir Angst davor haben ersetzt zu werden, weil wir uns fürchten ohne Auskommen dazustehen und ohne Sozialversicherung? Ist unsere Rente in Gefahr? Wird uns das Essen versagt? Können wir nicht mehr in die Stadtbibliothek gehen? Und was passiert mit dem öffentlichen Nahverkehr? Wird er kostenlos oder abgeschafft?

Was beklagen wir uns? Oder wer beklagt sich nun eigentlich? Beklagen sich diejenigen, denen es heute so gut geht, dass sie stets Angst davor haben müssen, sie könnten etwas verlieren? Den Job, von dem wir schon seit vielen Jahren vermuten, dass er eigentlich sinnlos ist und nur dafür da, uns zu beschäftigen beziehungsweise abzuhalten von den wesentlichen Dingen?   Es geht doch nur darum, dass wir das nötige Geld haben, um noch teilhaben zu können an dem Leben, das uns vorgespielt wird als alternativlos. Oder beklagen sich diejenigen, die allen Grund dazu hätte, weil sie in den letzten 20 Jahren abgehängt wurden, auf der Strecke geblieben sind, sich tatsächlich gar nicht mehr darüber beklagen, dass sie sich keinen Urlaub leisten können, sondern darüber nachdenken müssen, mit welchem Geld den Kindern die Schulbücher bezahlt werden sollen. Nun, die letzteren brauchen sich nicht wegen der zunehmenden Digitalisierung zu beklagen. In ihrem Falle ist es mehr eine Frage der Verteilung, der Chancenverteilung, dem Recht auf Teilhabe, des bedingungslosen Grundeinkommens wenn man will oder einfach nur einer Frage der gesellschaftlichen Integration, der Fairness und dem Recht auf Bildung, Freiheit der Wahl und der Meinungsäußerung. Es ist das Leid der beständigen Entmündigung, Überwachung, und Gängelung durch die, die kontrollieren, gestalten und verwalten und die Freiheit haben, sich ein Internet der Dinge leisten zu können.

Aber welche Leute haben nun tatsächlich ihren Spaß daran 3D –Spiele zu entwickeln, stets aktualisierte Softwarelösungen anzubieten,  sich immer wieder neue Variationen von Wasserkochern und Kaffeemaschinen auszudenken, Autos immer schneller und größer werden zu lassen und mit immer mehr Schnickschnack auszustatten. Was für ein Glück, dass ich das nicht tun muss. Das ist wie Gastroenterologie oder Zahnarzt. Es gibt Dinge, die kann man sich einfach nicht vorstellen, dass sich jemand dafür jemand interessieren könnte und auch noch mit Freude als Beruf ergreift. Aber, es scheint mir inzwischen so als wäre ein Großteil der Leute sehr wohl bereit, alles Mögliche und Sinnlose zu tun, um dafür zwei Mal im Jahr in den Urlaub fliegen zu können, einen selbstfahrenden Staubsauger zu besitzen, eine Lebensversicherung, einen überdimensionierten Flachbildschirm und einen neuen Wagen. Es ist so. Das ist es was die meisten wollen. Und darum gibt es Digitalisierung. Es ist verheißungsvoll. Die Digitalisierung bringt genügend Menschen schneller zu ihrem Glück, ob das nun meins ist oder nicht, ob das nun dumm oder gewalttätig ist oder nicht. Es ist cool, es ist unterhaltsam, es begeistert die Massen und tut vordergründig erst mal nicht weh. Fortschritt und Wachstum. Die Ablösung des christlich-jüdischen Wertesystems. Mich wundert nur immer wieder, wieviele Leute sich auch noch ernsthaft dafür begeistern können, im Sinne der ungeahnten Möglichkeiten, die sich für die Welt von Morgen und die Zukunft des Lernens ergeben. Im Augenblick sehe ich nur neue Märkte enstehen und die Marketingstrategen noch mehr dem Konsumenten auf den Leib gerückt.

Digitalisierung kostet uns viel. Sie dringt ein in jede Nische unseres persönlichen Handlungsspielraumes. Sie raubt uns die Kontrolle über unsere Umwelt, raubt uns Ruhe und bedrängt unsere Gelassenheit. Sie steigert die Macht derjenigen, die sie ohnehin schon haben. Sie schafft Abhängigkeiten von Energie, von der wir heute erst eine grobe Vorstellung davon haben, von wo sie zukünftig und in ausreichendem Maße herkommen soll. Mit der Digitalisierung entstehen virtuelle Welten, die uns weiter auseinander treiben. Die Armen werden weiter abgehängt und in die Vororte oder aufs Land verdrängt. Sie bleiben draußen vor den Toren, bleiben in Zäunen  hängen oder ersaufen in den Gräben, die zwischen ihnen und den Wohlstandsburgen erhalten werden oder am entstehen sind. Die Schnellen werden schneller, die Lahmen müssen zurückgelassen werden. Das will eigentlich keiner. Sollten wir annehmen. Aber viele von uns wollen das nicht sehen und denken nicht allzu viel darüber nach. Andere beginnen, sich Sorgen zu machen, denn sie haben Angst davor, zwischen die Fronten zu geraten. Denn Krieg kommt, wenn wir nicht frühzeitig dagegen angehen. Den Krieg mit der Umwelt führen wir schon seit 200 Jahren, löschen ganze Biosysteme aus, zerstören Böden und Wälder, opfern die Biodiversität und sperren unsere Nutztiere in Konzentrationslager ein, derweil wir mit den Hundis Gassi gehen. Die Großrechner liefern Zahlenreihen, die uns massive Klimaveränderungen prognostizieren. Rein theoretisch haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gute Konzepte in den Schubladen und unsere Politikerinnen und Politiker haben sich auf großartige langfristige Entwicklungsziele verständigt. Doch bislang gibt es noch nicht ernsthafte Anzeichen dafür, dass wir uns die Digitalisierung zunutze machen. Bislang scheinen wir einen Großteil unserer Kompetenzen ausschließlich zur Bereicherung einer kleinen Elite zu nutzen und im Wettbewerb um den größten Marktanteil. Das ist wie im Mittelalter der Kampf um den Machtanspruch und den Umfang der Ländereien. Also, was haben wir gelernt? Wollen wir die Lösung den Computern überlassen, weil wir uns unserer Unfähigkeit sowieso schon lange bewusst sind?

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