Sexualität

Geheimnis der Geschlechter. Verdrängung von Bedürfnis. Aussicht auf Orgasmus. Ob Mann oder Frau, Testosteron oder Östrogen, mehr von dem einen oder weniger von dem anderen, ob Vulva oder Penis, mal bin ich mehr mal weniger, geil. Und dabei geht es doch nicht immer nur um das Kinderkriegen sondern oftmals viel mehr um ein wohliges Gefühl, oder um einen Kick. Willst du die Peitsche knallen hören oder passiert bei dir erst etwas wenn du angepisst wirst und erniedrigt? Zahlst du für den Reiz oder lebst du von den Diensten, die du dem anderen Geschlecht erbringst? Bist du an vielen Enden offen oder trocknest du aus und verweigerst dich gegenüber der Penetration? Bist du missbraucht? Die Verletzlichkeit ist groß. Die Verdrängung richtet weiter Schaden an. Zur Aussprache will es nicht immer kommen. Die Verurteilung der Täter und Täterinnen bleibt oftmals aus. Das Dunkel herrscht vor auch wenn in der Werbung die Hüllen stets weiter fallen, Röcke und Hosen kürzer und durchsichtiger werden. Halten wir uns weiter bedeckt und schützen das vermeintlich Private.

Das Geschlecht, die Geschlechter, immer schlechter. Gender, Diversität, soziale Normen, Rechte und Mächte, Klassen und Gruppen, Queers, Hermes und Aphrodite. Und dann noch die Liebe als solches, die einhergeht mit der Partnerschaft und lodert oder leidet im Gefolge von unerfüllter oder spontaner Lust. Ich möchte einfach nur ficken, vögeln, vrijen und die Augenblicke genießen. Immer öfter und lieber einmal mehr als einmal weniger. Aber nicht mit jedem und jeder. Ich habe Geschmack, will schmecken und schnüffeln, lecken und knüffeln, mags nicht zu dick und nicht zu dünn, kann Gewalt und Bondage nichts abgewinnen. Bedauere sogar die Existenz damit einhergehender Praktiken, die mir mit Folter, Unterdrückung und Knechtschaft einhergehen. Eine gewisse Perversion der Triebhaftigkeit scheint zum Ausdruck zu kommen wenn Kinder zum Opfer sexueller Praktiken und körperlicher Übergriffe werden. Aber auch Erwachsene untereinander kultivieren in bedenklicher Weise ritualisierte auf Unterdrückung ausgerichtete Handlungen sexueller Gewalt, wie Massenvergewaltigungen, Orgien, Beschneidungen, Opferzeremonien. Und damit käme ich ganz schnell zu Wilhelm Reich und seiner Auffassung dass sexuelle Bewusstheit das Ende bedeuten würde für die Religion und um es mit einem Zitat zu fassen: „Die religiöse Einstellung wirkt sich zunächst typischerweise als mächtigster Widerstand gegen die Aufdeckung des unbewussten Seelenlebens, im besonderen der verdrängten sexuellen Ansprüche aus“.

Ein kastrierter Kater, welch schmerzhafter Übergriff. Mit welchem Recht greift Mensch ein und schneidet die Hoden ab von Katzen und Schweinen? Warum halt nicht auch das Geschlecht vom Menschen entfernen? Es könnte der Gemeinschaft und Gesellschaft dienen. Muss nur noch beschlossen werden, wer zu welcher Entscheidung autorisiert ist und wer die Ausführung übernehmen darf. Doch die Geschichte beweist, dass es immer auch Henker und Scharfrichter, zur Dienstleistung bereite Persönlichkeiten geben wird, ob sie nun in weißen Kitteln oder in Rüstung daherkommen, ob maskiert oder uniformiert. Der Faschismus kommt stets daher mit sexueller Unterdrückung und sexualisierter Gewalt. Mit einem geschärften Blick für die kulturell determinierte Rolle der Frau und einem stereotypen Bild einer überlegenen Männlichkeit. Wenn die Sieger sich vereinen, stolz aus der Arena schreiten, die Medaillen hoch über ihren Köpfen halten und das Volk verzückt johlt, dann ist die Hysterie vollkommen, die sexuelle Lust für einige Augenblicke kanalisiert.

Die Diversität, Pluralität, das Kontinuum, der fließende Übergang von männlicher zu weiblicher Prägung, von Schwarz zu Weiß, von Arm zu Reich, von Süd zu Nord, darin liegt der Reiz. Durch sich beschnüffeln und betasten, ineinander verschlingen und eindringen kann Nähe entstehen und Nachfahren zeugen. Aber wenn wir einander die Hände nicht einmal reichen, Mauern bauen und zu den Waffen greifen, dann zerstören wir schon heute die Zukunft von morgen. Sexuelle Befreiung kommt von ganz tief Innen heraus und macht Schluß mit Erniedrigung, Ausgrenzung und Unterdrückung. Es soll heißen, Freiheit der Geschlechter und ein Recht auf Orgasmus. Freiheit ist reziprok und muss geschützt werden. Auch schwächere Mitglieder der Gesellschaft haben ein Recht auf Freiheit – das müssen gerade die stärkeren noch lernen. Die Mächtigen, die Reichen, die „weißen Männer“, wie wir sie heute gerne titulieren, werden abzugeben lernen müssen, zurücktreten, zuhören und schauen sollen sie und nicht weiter dirigieren und lenken, horten und befehlen. Die konventionellen Vorstellungen von Sex als determiniertes Geschlecht basierend auf einem dualistischen Weltbild und beschränkt dichotomisch, sollen fallen, damit unsere Aufmerksamkeit wachsen kann für all diejenigen, die sich nicht einfach und eindeutig zuordnen wollen und können und doch einen wesentlichen Anteil an unserer Gesellschaft darstellen.

Wenn Wikipedia recht hat, dann ist der Begriff ‚Sexualität‘  noch jung und taucht erstmals beim Botaniker August Henschel 1820 in seinem Buch ‚Von der Sexualität der Pflanzen‘ auf. Erst ging es um die Fortpflanzung, später um Fortpflanzungstypen. Mit der Zeit weitete sich der Diskurs aus auf die Gesamtheit der Lebensäußerungen, Verhaltensweisen, Empfindungen und Interaktionen von Lebewesen, in Bezug auf ihr Geschlecht. Und weil in allen Kulturen Sexualität auch als ein möglicher Ausdruck der Liebe verstanden wird versteht sich die Emotionalität mit der wir den Diskurs führen. Denn was hätten Gender und Diversität denn mit Liebe zu tun und nicht mit Macht und Unterdrückung? Oder ist das ein Aspekt auf den Wilhem Reich hinauswollte als er die Massenpsychologie des Faschismus schrieb und die Kirche als internationale sexualpolitische Organisation des Kapitals bezeichnete? Liebe deine Feinde. Make Love not War.

 

Ein Gedanke zu “Sexualität

  1. … und ein Bisschen Gleitmittel hilft immer!
    Guter Text, lieber Zaober!
    Warum brauchen wir, Menschen in unserem Alter, soooo lang, um zu sagen, dass Sex himmlisch ist, dass wir mehr davon haben wollen und dass das Leben diverser macht? Denn wer guter Sex hat , ist ausgeglichener und nimmt seiner Umgebung aus einer anderen Perspektive wahr!
    Viele Grüße, Cristina

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